Friedwald

Der Friedhof ist herkömmlicherweise die letzte Ruhestätte, doch nicht jeder kann sich mit dieser Aussicht anfreunden. Mittlerweile gibt es etliche Bestattungsalternativen, auch wenn viele davon in Deutschland aufgrund bestehender Gesetze nur begrenzt umsetzbar sind. Eine davon ist die Bestattung in einem Friedwald inmitten der Natur – fernab von Kirchenmauern und urbaner Zivilisation. In diesem Rategeber-Artikel erfahren Sie, unter welchen Bedingungen auch hierzulande eine Friedwald Bestattung möglich ist.



Was ist eine Friedwald Bestattung?

Bei einer Bestattung in einem Friedwald (auch Ruhewald, Ruheforst oder Begräbniswald) wird eine biologisch abbaubare Urne mit der Asche des Verstorbenen unter dem Wurzelwerk eines Baumes beigesetzt. Je nach Platzwahl beträgt die Nutzungszeit danach 15 bis 30 oder 99 Jahre. Vorher ist der betreffende Baum vor einer Abholzung geschützt.

Friedwald
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Wie sieht der Friedwald Bestattung Ablauf aus?

Die Beisetzung kann sowohl in Begleitung eines Geistlichen, Trauerredners und/oder mit Musik erfolgen als auch in friedlicher Stille ohne Trauergäste oder mit eigenen Ritualen. Die Waldbestattung gehört nämlich keiner bestimmten Religion an, weshalb vor allem alternative Weltanschauungen gerne auf diese Art der Bestattung zurückgreifen. Aber auch die klassische Trauerfreier mit Kaffee und Speisen kann im Nachhinein wie gewohnt stattfinden.

Eine Friedwald Bestattung erfolgt jedoch ohne Grabstein und Grabschmuck, da sie sich nicht mit dem natürlichen Ambiente des Waldes vereinbaren lassen. Als Grabsteinersatz aus Hold oder Metall kann lediglich eine kleine Gedenktafel dienen, auf der Name, Geburtsdaten und kleinere Gedenktexte stehen dürfen. Einheimische Blumen und hübsche Steine können als Ersatz für gebräuchliche Grabdekoration verwendet werden, solange hierbei keine nicht-abbaubaren Materialien zum Einsatz kommen, wie z. B. Draht.

Warum dürfen in einem Friedwald nur Urnen beigesetzt werden?

Urnenenwald
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Eine Sargbestattung ist für die Friedwald Beisetzung nicht gestattet und auch eine herkömmliche Urne kommt nicht infrage, da herkömmliche Urnen nicht biologisch abbaubar sind. Die sogenannte Natururne besteht dagegen zu 100 % aus biologisch abbaubaren Rohstoffen, wie z. B. Naturwachs und Holz. Die Auswahl möglicher Designs ist auch für diese Urnen sehr vielfältig.
Für die Urnenbeisetzung spricht weiterhin, dass der Waldboden nur wenig aufgegraben werden muss und sowohl die Baumwurzeln als auch die im Ruhewald befindlichen Lebewesen möglichst wenig gestört werden.

Wie sieht die Grabpflege in einem Friedwald aus?

Eine der größten Vorteile einer Bestattung im Friedwald ist die fehlende Grabpflege. Was sonst mehrere hundert Euro im Jahr und viele Arbeitsstunden kosten kann, entfällt bei einem Grab im Friedwald komplett. Die Natur übernimmt hierbei die komplette jahreszeitlich schwankende Dekoration.

Wie hoch sind die Kosten für eine Friedwald Beerdigung?

Die Kosten für eine Friedwald Bestattung hängen zunächst von dem gewählten Baum bzw. Platz im Wald ab, da man bei den Bäumen zwischen Einzelbäumen für nur eine Person und Bäumen für mehrere Personen unterscheidet. Letztere unterscheiden sich noch einmal in der Anzahl der weiteren möglichen Personen und dem Verwandtschaftsgrad zwischen den Verstorben. Eine detaillierte Übersicht finden Sie übrigens im Beitrag Baumbestattung.

Am günstigsten ist der Basisplatz für 400 bis 500 €. Hierbei wird der Verstorbene mit anderen unbekannten Personen an einem Gemeinschaftsplatz beerdigt und die Nutzungszeit beträgt zwischen 15 und 30 Jahren. Für einen eigenen Baum werden zwischen 2.500 € und 6.000 € fällig. Auch hierbei ist es entscheidend, für welchen Baum Sie sich entscheiden.

Weitere Kosten fallen u.a. an für:

  • Überführung, hygienische Grundversorgung und Kühlung des Verstorbenen
  • Verwaltungsformalitäten & Behördengänge (z. B. Einholen der Sterbeurkunde)
  • Zweite Leichenschau durch einen Amtsarzt
  • Einkleidung (Sterbegewand)
  • Einäscherung inkl. Sarg
  • Krematoriumsgebühren
  • Beisetzung der Urne
  • Leichenschmaus
  • Usw.

Für die günstigste Variante mit stiller Bestattung (ohne Trauergäste) müssen Sie mit weiteren 500 € rechnen. Eine Friedwaldbestattung kann im Vergleich zur Erdbestattung also sehr günstig ausfallen, muss es aber nicht.

Kann ich bereits zu Lebzeiten einen Platz im Friedwald erwerben?

Nicht nur bei der Grabpflege, auch bei den Langzeitkosten lässt sich durch die Beerdigung im Ruheforst einiges an Geld einsparen. Die übliche Grabnutzungsgebühr entfällt bei diesem Konzept, denn das Nutzungsrecht für einen Einzelplatz an einem Gemeinschaftsbaum ist 99 Jahre. Vorher darf der Baum nicht gefällt werden. Die Ruhezeit beträgt mindestens 15 Jahre. Bei so einer langen Nutzungszeit können erwachsene Personen davon ausgehen, dass auch nach ihrem – hoffentlich langen – Leben noch genug Zeit übrigbleibt, um die Mindestruhezeiten einzuhalten.

Es lohnt sich also, sich bereits zu Lebzeiten einen Baum auszusuchen und sich einen schönen Platz zu sichern, vor allem dann, wenn auch andere Personen aus der Familie oder dem Freundeskreis über eine Baumbestattung nachdenken und sich gerne einen bestimmten Baum teilen möchten. Ein weiterer Vorteil: Verbliebene Angehörige müssen nach einem plötzlichen Tod nicht alles in Eigenregie und unter großem Stress regeln, da die wichtigsten Formalitäten bereits geklärt wurden.


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